Wie gelingt Digitalisierung im Mittelstand – jenseits von Buzzwords und überkomplexen Systemen? Eine überzeugende Antwort darauf gab es gestern bei der Digital Tour Ammerland, beim Familienunternehmen Wins Transportgeräte GmbH in Rastede. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Mittelstand-Digital Zentrum Bremen-Oldenburg.
Wir von erminas durften als Teilnehmende nicht nur spannende Gespräche führen, sondern auch ganz konkret zeigen, wie Maschinendaten in echten industriellen Prozessen wirksam genutzt werden können.
Digitalisierung zum Anfassen: Unser Exponat im Fokus
Im Zentrum unseres Beitrags stand ein praxisnahes Exponat: ein Freefall Tower, gesteuert über zwei Soft-SPS-Systeme. Die erfassten Maschinendaten wurden über Modbus und MQTT ausgelesen und mit unserer Lösung erPUB in eine Microsoft Dynamics 365 Business Central-Instanz überführt. Dort generierten die Daten automatisiert Serviceaufträge – ein direkter und nachvollziehbarer Anwendungsfall für datengetriebene Prozesse.
Was uns dabei wichtig war: Das gezeigte Beispiel ist nur eine von vielen möglichen Umsetzungen. Unser Ansatz ist bewusst offen gehalten – vom Retrofit bestehender Anlagen bis zur Integration in moderne Cloud-Infrastrukturen. Diese Flexibilität ermöglicht es, auch mit heterogenen Maschinenparks und gewachsenen Systemlandschaften zukunftsfähige Lösungen zu schaffen.
Zwischen Handwerk und Hightech: Gespräche, die bewegen
Was den Tag besonders wertvoll machte, waren die vielen Gespräche auf Augenhöhe. Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Ammerland brachten ganz konkrete Fragestellungen mit:
- Wie lässt sich Papier Schritt für Schritt durch digitale Abläufe ersetzen?
- Wie können neue Systeme in bestehende IT-Landschaften eingebettet werden?
- Wie gelingt ein realistischer Einstieg in datengetriebene Wartung und Logistik?
Wir spürten einen klaren Trend: Der Bedarf an pragmatischen Lösungen ist groß. Viele Unternehmen haben bereits erste Schritte unternommen – etwa über Webformulare oder einfache DMS-Strukturen –, stoßen jedoch an Grenzen in Skalierbarkeit, Automatisierung und Nutzerfreundlichkeit. Hier konnten wir Impulse geben, etwa durch Beispiele wie mobile Wartungs-Apps, Tablet-Anwendungen auf Staplern oder Plug&Play-Schnittstellen für Bestandssysteme.
KI – Vision und Wirklichkeit
Ein weiteres zentrales Thema war die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Industrie. Die Frage lautete nicht „ob“, sondern „wie“ – und vor allem: wann?
Unser Standpunkt: KI entfaltet ihr Potenzial nur auf Basis gut strukturierter und zugänglicher Daten. Viele Unternehmen verfügen zwar über wertvolle Informationen, aber diese sind oft in abgeschlossenen Systemen oder proprietären Schnittstellen „gefangen“. Solange Maschinenhersteller keine offenen, interoperablen Datenzugänge ermöglichen, bleibt KI in der Praxis schwer greifbar. Predictive Maintenance, automatisierte Planung oder datenbasierte Optimierung sind nur möglich, wenn die Datengrundlage stimmt.
Ein starkes Netzwerk vor Ort
Neben den fachlichen Impulsen überzeugte auch das Setting: moderne Räumlichkeiten, ein offenes Format und ein Publikum, das gestalten will. Der Gastgeber Wins zeigte eindrucksvoll, dass Digitalisierung auch in traditionsreichen Familienunternehmen machbar und gewinnbringend umgesetzt werden kann. Vielen Dank für die hervorragende Organisation.
Für uns war es der erste Besuch im Ammerland – aber mit Sicherheit nicht der letzte. Die Region hat nicht nur Potenzial, sondern auch den Willen, es zu nutzen.